Wir sollten das gesetzliche Rentenalter abschaffen

Heute hörte man im Radio, dass in Frankreich Studenten auf der Straße protestierten, weil das Rentenalter in Frankreich hochgesetzt werden soll. Die „Jungen“ haben Angst, dass die „Alten“ ihnen den Job wegnehmen. Das war überraschend für mich.

In Deutschland ist klar, dass wir in der Entwicklung des Demografischen Wandels weniger Menschen werden, d.h. das auch weniger Arbeitnehmer zur Verfügung stehen werden. Wir haben in Zukunft das Problem Arbeitsplätze zu besetzen, wenn das Rentenalter so bleibt wie es derzeit ist.

Die zukünftige Entwicklung der Arbeitswelt wird bestimmt durch folgende Merkmale (wenn sich nichts ändert):

1.       „traditionell“ durch den Abgang von Mitarbeitern, was damit verbunden den Verlust von Knowhow-Potential des Unternehmens bedeutet

2.       Die Arbeitsbedingungen und die Personalentwicklung sind immer mehr auf Teilzeit- und Projektarbeit, und auf ältere und jüngere Arbeitnehmer abgestimmt.

3.       Die Arbeitswelten werden von immer rascheren Geschäfts-und Prozessabwicklungen bestimmt. Demgegenüber steht das als "Halbwertzeit des Wissens" bezeichnete Phänomen als Ausdruck des Verlustes von fachspezifischem Wissen: Der Wert einmal erreichter Personalqualifizierung verfällt rascher.  Lebenslanges Lernen wird wichtiger.

4.       Die Lernfähigkeit im Alter wird in Unternehmen noch immer als geringer bzw. schwächer angenommen. Die einschlägigen Wissenschaften haben dies widerlegt. Die betriebliche Anerkennungskultur von Erfahrung und Wissen ist - wenn überhaupt - eher nur gering ausgeprägt. Die Entwicklung bzw. Erhaltung kompetenter Mitarbeiter wird dabei gleichbedeutend werden mit der Weitergabe von Wissen über die Mitarbeitergenerationen.
 
Was aber auch volkswirtschaftlich wichtig ist: Wir können es uns zukünftig gar nicht mehr „leisten“ arbeitsfähige Menschen mit 60 oder 65 Jahren in Rente zu schicken.

Ich bin für die Einführung eines individuellen Rentenalters, das vom Arzt bescheinigt wird. Natürlich gibt es immer noch Menschen, die körperlich hart arbeiten oder andere die krank sind. Für die gilt, wie für alle: Wer nicht mehr arbeiten kann, muss / darf es nicht mehr. Wer kann, der sollte etwas für die Gemeinschaft tun und arbeiten. Und sei es nur 10 Stunden in der Woche – auch das kann individuell mit dem Arbeitgeber und dem Arzt abgesprochen werden.

Und ich bin mir sicher: Wer eine Arbeit tut, die ihm Spaß macht, der wird auch im „Alter“ gerne arbeiten, wenn er kann und darf. Und, wenn es nicht 40 Stunden in der Woche sind.

Wir brauchen die „Alten“. Es gibt einen schönen Spruch: „Junge Besen kehren gut und die Alten wissen wo der Dreck liegt.“


Und noch was von dem Leiter für Psychiatrie und Psychotherapie der TU München Hans Förstl:“… und die Modelle vom Altern und der Pensionierung mit 65 sind vollkommen überholt! Es ist jedem von uns zu wünschen, dass er auch noch im Alter, beispielsweise mit 80 Jahren, einen kleinen Job haben kann. Keine 40-Stunden-Woche mehr – und die Senioren sollen den Jüngeren nicht die Arbeitsplätze wegnehmen - , aber sie sollten eine Chance haben, sozial wertvoll zu sein und sich auch so zu fühlen. Das Gehirn muss fortlaufend durch bestimmte Tätigkeiten trainiert werden, sonst verkümmert es. Wir brauchen ein Leben lang mentale Anstrengung und müssen geistig, aber auch körperlich aktiv bleiben, sonst bauen wir psychisch und physisch schnell ab. Wir müssen ständig in Bewegung bleiben, denn Gesundheit und Fitness kann man nur bedingt ansparen.“
Quelle: Psychologie heute Mai 2010




Foto: photocase

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